Alle Fragen und AntwortenKategorie: Probleme mit GartenpflanzenMein Rhododendron färbt sich immer gelber und verliert Blätter -aber nicht überall
Florian Riedl fragte vor 7 Monaten

Lieber Pflanzenarzt Wadas, ich habe eine Frage zu meinem Rhododendron. 2017 haben wir den Garten umgestaltet und einen großen Rhododendron gepflanzt. Wir haben etliche m3 Erde ausheben lassen und mit Torf aufgefüllt. Wie man auf den Bildern sehen kann, ist die Pflanze in einer Art Halbhof, nach hinten zwischen den Fenstern des Hauses, nach vorne frei. Bis 2020 war alles in Ordnung. Rundherum grün und hat wunderschön geblüht. Seit 2021 werden die Blätter vorne immer gelber und die Pflanze verliert auch immer mehr Blätter und wird kahler. Wir dachten erst, er bekommt nicht genug Wasser und haben über die Bewässerungsanlage hinaus dazu gegossen. Das hat dann eher zu einer Verschlechterung geführt. Auch Düngen hatte eigentlich keinen Effekt. Vielleicht noch: an der Stelle sind dem Vorbesitzer des Hauses schon Bäume kaputt gegangen. Der hat aber auch mit Exoten (Palme) rumprobiert. Wir sind ratlos. Liebe Grüße, Florian Riedl

1 Antworten
pflanzenarzt Mitarbeiter antwortete vor 7 Monaten
Hallo, Florian Riedl
Entschuldigen Sie vorerst, dass es so lange gedauert hat, bis ich mich ihren Fragen widmen konnte. Ich bin gerade dabei, die Internetseite neu aufzubauen. Leider sind ihre Fotos nicht mit angekommen.
Aber jetzt zu Ihrem Problem. Wenn, man schaut, wo ist eigentlich der Ursprung der Rhododendren. Dieses Wissen hilft vielleicht ein wenig, um ihre Bedürfnisse zu verstehen. Viele der Rhododendron stammen von Arten ab, die auf humusreichen, gleichbleibend feuchten und kalkarmen Böden in lichten Laubwäldern wuchsen. Die Elternpflanzen waren also auf Boden mit einem hohen Anteil an zersetzten Blättern und Pflanzenresten spezialisiert. Das erkennt man auch am Wurzelwerk unserer Rhododendren im Garten. Es ist sehr dicht, flach und hat einen hohen Anteil an Feinwurzeln. Der ideale Standort für die meisten Rhododendren-Sorten ist im Halbschatten, aber nicht komplett im Schatten, also am besten unter einem Baum, wobei es keine Rolle spielt, ob Laub- oder Nadelbaum.

Wie sollte der Boden beschaffen sein,

Der Boden, auf dem der Rhododendron im Garten wachsen soll, sollte sehr locker und humusreich sein. Mit schweren Lehmböden können die Pflanzen nicht umgehen, da sich ihr feines Wurzelwerk darin nicht ausbreiten kann. Die Wurzeln würden regelrecht ersticken. In den meisten Gärten ist daher eine entsprechende Bodenvorbereitung oder sogar ein Bodentausch notwendig. Dafür hebt man ein Loch von mindestens 1,5 m Durchmesser und einem halben Meter Tiefe aus. In einigen Lektüren kann man auch lesen, dass das Pflanzloch mindestens dreimal so breit und doppelt so tief wie der Wurzelballen des Rhododendron sein soll. (Deutsche Rhododendron-Gesellschaft) Mit ein wenig Aufwand kann man aus den meisten Gartenböden den richtigen Untergrund bereiten. Wichtig ist, dass man die Bildung von reichlich Humus fördert. Die meisten Böden müssen dazu mit saurem, organischem Material angereichert werden. Achtung: Rhododendren sind keine Moorbeet-Pflanzen und benötigen daher auch keinen Torf!  Sandige Böden sind perfekt durchlüftet, wasserdurchlässig und locker genug für feine Wurzeln, allerdings fehlt es an den nötigen Nährstoffen. Hier sollte der Boden unbedingt mit Kompost – am besten saurer Laub- oder Nadelkompost verbessert werden. Lehmböden sind für die feinen Haarwurzeln des Rhododendron absolut tödlich, weshalb man diesen Boden mit Sand auflockern und mit viel Laubkompost verbessern sollte. Waldböden sind die idealen Standorte für Rhododendron.  Hier sollte man unbedingt auf Bodenverdichtung achten und bei Bedarf den Boden ein wenig auflockern. Hier hilft eine Grabegabel, am besten ringsum um die Pflanzen mit genügend Abstand in den Boden stechen und den Pflanzen mit dem Boden kurz anlüften. Staunässe ist nicht nur für viele Rhododendron gefährlich. Damit man Staunässe vermeidet, muss man die verdichteten Bodenschichten durch Auflockerung mit den passenden Gartengeräten (Erdbohrer) durchbrechen. Reicht die verdichtete Bodenschicht zu tief, so hilft nur eine Drainage, die überflüssigen Wasser ablaufen lässt.

Mulchen ist unablässig

Eine Mulchschicht verhindert das Austrocknen des Bodens und der Pflanzen, gleichfalls isoliert er die Bodenschicht und die Bodentemperatur wird gleichmäßiger gehalten. Als beste geeignete Mulchschicht eignet sich eigentlich alles, was man auch am Waldboden finden kann: Laub und Baum-Nadeln, Laub und Nadelerde, kompostiertes Schreddermix oder Rindenmulch aus dem Gartencenter.  

Problempflanze Rhododendron?

Rhododendren fühlen sich in unserem Garten nur wohl, wenn wir ihre natürlichen Lebensbedingungen gut imitieren können. Aber auch wenn wir unsere Rhododendren noch sosehr hegen und pflegen, wenn unser Garten nicht über die idealen Bedingungen verfügt, dann werden unsere Rhododendron gelegentlich Probleme anzeigen. Zumeist finden wir gelbe Blätter, die bei gleichmäßiger Färbung oft auf Stickstoffmangel oder wie bei Ihnen auf Staunässe hindeuten. Das bedeutet, dass man bei stark durchnässten Böden für Lockerung oder Drainieren sorgen sollte. Ist der Boden aber nicht von Staunässe bedroht, so wird es sich um Stickstoffmangel handeln. Besonders nach dem Mulchen mit Material, das gerade erst verrottet, entzieht dieses für den Verrottungsprozess dem Boden Stickstoff. Ein bisschen reifer Kompost, Brennnesseljauche oder organischer Flüssigdünger kann hier helfen.

Richtiges Pflanzen

Oft werden die Rhododendron viel zu tief gepflanzt, das wäre einer Beerdigung ähnlich, denn zu tief gepflanzte Rhododendron sind dem Tode geweiht. Für die Pflanzung der Rhodos wird nur eine Mulde geschaufelt, darin wird die Pflanze gesetzt und mit Humus und Mulch abgedeckt. So entsteht ein kleiner Hügel. Hier fühlt sie der Rhodos wunderbar. Staunässe ist hier fast ausgeschlossen. Auch ist immer genügend Luft im Wurzelraum vorhanden. Als Vorbild kann man sich die Rhododendron in peruanischen Anden, Peru anschauen. Die manchmal meterhohen Pflanzen wachsen auf eine 20 cm Humusschicht auf Felsen. Die Humusschicht ist durchgehend feucht, aber überflüssiges Wasser läuft über den felsigen Untergrund ab.
Ich würde empfehlen, ihr Rhododendron neu zu pflanzen.  Dann sollten sie sich wohler fühlen und keine gelben Blätter mehr bilden. Ich hoffe, ich konnte ihnen ein wenig helfen. Viele Grüße und vielen Dank für Ihre Spende für die Pflanzenklinik und meine Arbeit.
Rene Wadas der Pflanzenarzt
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